Georg Schneider (Mitte), Präsident des Bayerischen Brauerbund (BBB), und seine beiden Mitstreiter Dr. Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer BBB (rechts), und Walter König, Geschäftsführer des BBB, gaben dieses Mal auf der virtuellen Pressekonferenz einen Überblick über die bayerische Brauwirtschaft. (Foto: Bayerischer Brauerbund)
Georg Schneider (Mitte), Präsident des Bayerischen Brauerbund (BBB), und seine beiden Mitstreiter Dr. Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer BBB (rechts), und Walter König, Geschäftsführer des BBB, gaben dieses Mal auf der virtuellen Pressekonferenz einen Überblick über die bayerische Brauwirtschaft. (Foto: Bayerischer Brauerbund)

Bayerischer Brauerbund: "Hohe Erwartungen an die Politik"

Wie der Bayerische Brauerbund (BBB) mitteilt, spiegeln die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Absatzzahlen des vergangenen Jahres nicht im Geringsten die aktuelle Situation in der Branche wider.

So wurden in Bayern von Januar bis Dezember 2020 zwar rund eine Million Hektoliter, also 100 Millionen Maß Bier weniger produziert als im Vorjahr, was einem Minus von 4,1 Prozent entspricht, entscheidend seien jedoch die enormen Absatzverschiebungen innerhalb des Biermarktes, die viele Brauereien in nackte Existenznot bringen, klagt der BBB.

Schließung der Absatzwege

Mit der Schließung der Gastronomie, der Absage tausender von Volksfesten und Veranstaltungen sowie mit einem drastischen Einbruch des Exports zum Anfang der Pandemie treffe die Krise jetzt insbesondere die Betriebe, die ihre Absatzstrategie auf diese Kanäle fokussiert hätte. "So ist es schwer, die Betroffenheit der Branche mit einer einzigen Absatzzahl auszudrücken", erklärt Georg Schneider, Präsident des Bayerischen Brauerbund. Zwar seien die Bierabsätze im Handel gestiegen. Am Bierregal aber herrsche ein harter Wettbewerb und die großen Ketten des Lebensmittelhandels "missbrauchten" Bier oft als preisattraktiven Lockvogel, weshalb sich vor allem kleinere Brauereien auf andere Absatzwege konzentrieren mussten.

Umsatzverluste schmerzten mehr als die Absatzrückgänge

Etwa 30 Prozent des Bayerischen Bieres werde in der Gastronomie abgesetzt. Diese Absätze seien laut Schneider mit zusätzlichen Serviceleistungen oder mit Investitionstätigkeiten zugunsten der Wirte verbunden und so erlösstärker als jeder Handelshektoliter. Ähnlich schmerzhaft seien Umsatzverluste der circa eine Million fehlenden Hektoliter, die sonst auf Volksfesten in Bayern ausgeschenkt würden. So schrumpfe der wertmäßige Umsatz der Brauereien deutlich gravierender als es die Absatzzahlen suggerierten.

Brauereigasthöfe fallen durchs Förderraster

Mit besonderer Härte treffe die Pandemie die selbst betriebenen Brauereigasthöfe, die gerade in Bayern einen großen Teil der bierkulturellen Prägung ausmachten, klagt Schneider.

Während Bäckereien und Konditoreien mit angeschlossenen Café-Betrieben als „Gastronomiebetrieb“ gelten, fallen Brauereigasthöfe als sogenannte „Mischbetriebe“ durchs Förderraster und gehen gänzlich leer aus. "Hier besteht dringender Handlungs- und Nachbesserungsbedarf", kritisiert Schneider.

Wirksame und zielgerichtete Hilfen von der Politik gefordert

Brauerpräsident Georg Schneider hat für die Branche konkrete Erwartungen und fordert von der Politik wirksame und zielgerichtete Hilfen für Bayerns Brauereien: „Wirksam wäre die Wiederherstellung der alten 'Biersteuermengenstaffel-Spreizung', was gerade den mittelständischen Betrieben Liquidität und Zukunftsperspektive geben würde.“ Auch die Gastronomie brauche dringende Unterstützung über die unmittelbare Corona-Krise hinaus. „Wir stehen an der Seite des bayerischen Gastgewerbes und fordern die unbefristete Senkung der Umsatzsteuer auf gastgewerbliche Leistungen – auch auf Getränke – von 19 auf 7 Prozent", verlangt Schneider. //pip

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GZ 06/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Spezi-Boom

Die Kategorie Cola-Mix zeigt sich als wahrer Wachstumstreiber. Trotz immer stärkerer Diversifizierung des Marktes scheint der Spezi-Peak für Branchenkenner aber noch längst nicht erreicht.

Gastkommentar: Patrick Peters

Patrick Peters, Marktsegmentmanager Softdrinks bei der Döhler Group, zeigt einige Faktoren auf, weshalb Cola-Orange-Limonaden derzeit eine nach seiner Ansicht nach bemerkenswerte Popularität erlangt haben. Wie lange die Spezi-Welle anhält, liege aber letztlich an der Entscheidung der Konsumenten.

Aktuelles Interview: Sebastian Priller-Riegele

Sebastian Priller-Riegele, Geschäftsführer der Riegele Bier-Manufaktur, spricht über den Erfolg von seinem Spezi, den aktuellen Hype der Cola-Mixes und Win-Win-Partnerschaften.