Mineralwassermarkt in Bewegung  Credit: www.stock.adobe.com/agnormark
Mineralwassermarkt in Bewegung Credit: www.stock.adobe.com/agnormark

Wassermarkt in Bewegung

Bei unserem regelmäßigen MineralwasserCheck-up wollten wir diesmal wissen, wie sich Mineralwasser in Zeiten von Corona auf dem Markt behaupten kann und wie die einzelnen Unternehmen auf die aktuelle Situation reagieren. Covid-19 hat uns alle kalt erwischt und auch vor der Mineralwasser-Branche nicht Halt gemacht.

Text: Yvonne Heistermann

EIN RÜCKBLICK

Laut Zahlenmaterial des Verbandes Deutscher Mineralbrunnen e.V. belief sich der Absatz 2019 auf etwa 11 Milliarden Liter. Das waren 3,8 Prozent weniger als im heißen Jahr 2018. Was bedeutet, das es auch in „normalen“ Jahren Schwankungen gibt. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland liegt bei knapp 142 Litern. 43,4 Prozent entfielen dabei auf Medium-Mineralwässer gefolgt von Sprudel/Classic mit 35,8 Prozent. Die stillen Varianten wuchsen auf 18,5 Prozent. Somit fallen 97,7 Prozent der Mineralwasserkäufe auf die klassischen Sorten. Mineralwasser mit Aroma hat einen kleinen Anteil von 1,6 Prozent. Und Heilwasser konnte sich leicht auf 0,7 Prozent steigern. Das zu den Fakten.

Auch wenn für das Jahr 2020 noch keine abschließenden Zahlen vorliegen, wirft Peter Hahn, Geschäftsführer des Handelsverbandes für Heil- und Mineralwasser, einen positiven Blick auf die Auswirkungen der Krise auf den Wassermarkt. Er liefert Zahlen und fasst die aktuelle Marktsituation der gesamten Branche wie folgt zusammen: „Der Umsatz beträgt in diesem Jahr etwa 12.850 Millionen Euro“, berichtet er im Gespräch und liefert gleich noch einen Blick in die Zukunft: „Es ist sogar mit einer Steigerung des Marktvolumens bis zum Jahr 2025 auf 19140 Millionen Euro zu rechnen“, so der Branchenexperte. Dies entspricht einem jährlichen Umsatzzuwachs von 8,3 Prozent. Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl wurden im Jahr 2020 somit etwa 153,50 Euro pro Kopf umgesetzt.

Eine durchaus erfreuliche Entwicklung. Die Branche ist darüber hinaus als „systemrelevant“ eingestuft worden, ist also von Schließungen der Betriebe nicht betroffen. Ein Wermutstropfen bleibt; durch den Lockdown in den Gastrobetrieben sind die Gastronomieumsätze sowie das Saisongeschäft weggebrochen, erfahren wir von Peter Hahn: „Der Einzelhandelszuwachs wird das nicht in Gänze auffangen können.“ Derselben Meinung ist auch Ingo Swoboda, Head of Sales Retail bei Nestlé Waters. Er bezeichnet die Situation in der Gastronomie als eine enorm schwierige Herausforderung. Vor allem für Marken wie S.Pellegrino und Acqua Panna, die sehr stark in der Gastronomie und Hotellerie vertreten sind. Der erste Lockdown führte bei diesem Unternehmen zu einem Einbruch von 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Ab dem Spätsommer konnte sich die Lage wieder stabilisieren“, so Swoboda.

Zum Glück bietet das Geschäft im Lebensmitteleinzelhandel Stabilität. So ist es dem Unternehmen wichtig, ihre Partner in der Gastronomie in diesen schwierigen Zeiten zu unterstützen. S.Pellegrino & Acqua Panna berichtet von Gutscheinaktionen gemeinsam mit der Metro sowie von Sachspenden, um den Neustart der Gastronomiebetriebe zu erleichtern.Genau wie bei Nestlé Waters, sind auch bei Gerolsteiner Brunnen die Auswirkungen von Corona sichtbar. Marcus Macioszek, Leiter Marketing bei Gerolsteiner Brunnen, berichtet, „dass der Konsum von Mineralwasser in den ersten sieben Monaten des Jahres 2020 unter dem Vorjahresniveau geblieben ist.“ Insgesamt konnte Gerolsteiner Brunnen seine Marktführerschaft unter den Markenmineralwässern jedoch ausbauen und in allen drei Segmenten – Sprudel, Medium und Still – Marktanteile gewinnen. „Beim Konsumenten sind Qualität und starke Marken gefragt“, so sein Fazit.

Doch was passiert, wenn Konsumenten nun mehr Mineralwasser zu Hause konsumieren und daher mehr Kästen auf Vorrat kaufen? Gleicht dies den fehlenden Absatz in der Gastronomie einfach aus oder kommt es so zu neuen Problemen? Heiner Wolters von Staatl. Fachingen resümiert: „Als die Gastronomie-Sparte zunächst gänzlich zum Erliegen kam, stieg der Absatz bei den Handelsgebinden rapide an.“ Besonders die vielen Vorratskäufe führten in den Anfangszeiten der Pandemie zu einer großen Nachfrage im LEH. Vergleichbar mit den Spitzen, wie sie normalerweise im Hochsommer zu verzeichnen sind. „Viele Menschen haben aber ihr Leergut nicht in der gleichen Weise zurückgegeben, sodass es zu Lieferengpässen kam“, berichtet Wolters. Aus diesem Grund ruft Staatl. Fachingen nun regelmäßig in den sozialen Medien dazu auf, das Leergut abzugeben. Dies ist wichtig, um den Mehrwegkreislauf aufrechtzuerhalten. Bis September konnte Staatl. Fachingen mit dem Heil- und Mineralwasser einen zweistelligen Zuwachs verzeichnen.

DER KLIMAAUFTRAG

Der Schutz der Quellen und die Nachhaltigkeit stehen bei den Mineralbrunnen an erster Stelle. Alle Brunnen unterstützen Projekte zum Schutz der Umwelt, sie befassen sich aber vor allem auch damit, wie die Unternehmensabläufe selbst so umweltfreundlich wie möglich gestaltet werden können. Sarah Dieterle, Head of Communications & Corporate Affairs bei Nestlé Waters berichtet: „Bereits seit 2011 werden bei S.Pellegrino alle Anlagen mit Ökostrom betrieben, und zwar zu 100 Prozent. Dafür wurde das Unternehmen durch das Renewable Energy Certificate System zertifiziert.“ Beim Transport setzt das Unternehmen zu fast 80 Prozent auf die Schiene. Verglichen mit dem herkömmlichen LKW-Verkehr können so durchschnittlich 2.500 Tonnen Kohlendioxid im Jahr eingespart werden. Bis Ende 2022 sollen S.Pellegrino und Acqua Panna klimaneutral werden. Sarah Dieterle erklärt weiter, dass die beiden Quellen im Jahr 2021 mit dem „Alliance for Water Stewardship Standard“ von der gleichnamigen international tätigen Organisation zertifiziert werden. Diese Organisation zeichnet Unternehmen aus, die sich zu verantwortungsvollem und nachhaltigem Umgang mit Wasser verpflichten. Gerolsteiner Brunnen ist seit Mai 2020 entlang der gesamten Wertschöpfungskette klimaneutral. „Wir verkaufen ein Naturprodukt, das eine intakte Umwelt und ein stabiles Klima erfordert“, berichtet Roel Annega, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Gerolsteiner Brunnen und fährt fort: „Verantwortung für Nachhaltigkeitsthemen und Umweltschutz sind daher schon immer in unserem unternehmerischen Handeln fest verwurzelt. So engagieren wir uns bereits seit 2013 für klimastabile Wälder in unserer Region.“ Gemeinsam mit Landesforsten Rheinland-Pfalz arbeitet das Unternehmen am Aufbau klimabeständiger, natürlicher Mischwaldstrukturen. Im Mittelpunkt steht die Senkung der Treibhausgasemissionen. Der Brunnen möchte klimarelevante Emissionen vermeiden und vermindern – am Standort (im Luftkurort) bis 2030 um 59 Prozent (Vergleich zum Basisjahr 2016) und bekennt sich damit als erster deutscher Mineralbrunnen zum 1,5-Grad-Ziel. Dies bedeutet, den globalen Temperaturanstieg durch den Treibhauseffekt bis 2030 auf maximal 1,5 °C zu beschränken. Entlang der gesamten Lieferkette werden Partner und Lieferanten mit einbezogen. Mehr als 400 davon kommen aus einem Umkreis von 250 Kilometern. Das Engagement für die Umwelt hört mit dem Projekt Gerolsteiner Zukunftswald in der heimischen Eifel nicht auf – der Brunnen unterstützt auch Waldschutzprojekte in Südamerika und Asien. In Indonesien wurden beispielsweise Landnutzungsrechte und Parzellen erworben. Insgesamt konnte der deutsche Brunnen dort das Abholzen von 64.000 Hektar tropischen Sumpflandes verhindern. Es werden nicht nur große Flächen vor dem Abholzen bewahrt, sondern auch bedrohte Tierarten, wie der vom Aussterben bedrohte Borneo-Orang-Utan, geschützt. In Südamerika unterstützt Gerolsteiner im brasilianischen Pará Dorfgemeinschaften dabei, ihre umliegenden Waldflächen mit einer Größe von 164.000 Hektar, vor dem Abholzen zu retten. Nachhaltigkeit und Qualitätssicherung gehören auch bei Staatl. Fachingen unmittelbar zusammen. Die Recycling-Quote für Verschlüsse, Etiketten, Glas und Transportkisten liegt seit rund 30 Jahren bei fast 100 Prozent. Die Lagerung der Produkte ist seit 2016 klimaneutral. 2018 wurde eine neue Abfüllanlage in Betrieb genommen, die sehr energiesparend arbeitet. Auch hier wird zu 100 Prozent Ökostrom aus Wasserkraftwerken genutzt. 2018 hat Staatl. Fachingen damit begonnen, den Fuhrpark auf umweltfreundliche, erdgasbetriebene Fahrzeuge umzustellen; elektrische Gabelstapler sind schon seit vielen Jahren im Einsatz. Genauso wie Umweltschutz stellen auch Nachhaltigkeit und Qualitätssicherung sowie der Schutz der Gewässer in den Wasserschutzgebieten die wichtigsten Aufgaben der Mineralbrunnen dar. Diese werden alle konsequent umgesetzt, um die Versorgung mit einem der reinsten biologisch verfügbaren Nahrungsmittel der Welt zu sichern – dem Mineralwasser. Auch das Verhalten seitens der Verbraucher, in welcher Verpackung Mineralwasser gekauft wird, hat sich geändert. Man kauft wieder zunehmend Wasser in Glasflaschen, der Anteil liegt derzeit bei 18,6 Prozent. Erfreulich ist auch, dass 90 Prozent der Einweg-Plastikflaschen zurückgeführt werden, sodass diese recycelt werden können. Offensichtlich macht sich das ökologische Engagement der Mineralbrunnen bezahlt. Dieses positive und vorbildliche Engagement hat neben der Qualitätssicherung auch sicherlich dazu beigetragen, dass Mineralwasser in der Krise ein verlässliches und sehr stark nachgefragtes Lebensmittel geblieben ist. I

Infos

Prognosen zufolge wird der Anteil der Heilwässer in den nächsten Jahren noch steigen. Einen Überblick gibt folgende Webseite: www.heilwasser.com

Zum Thema Umweltschutz finden Interessierte weitere Informationen auf www.nachhaltigkeit.fachingen.de

Ausgabe 03/2024

Erhältlich ab 8. März: MEININGERS WEINWELT Ausgabe 03/2024

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