Branchenumfrage 2023: Die GZ hat die wichtigsten Köpfe der Getränkebranche befragt.
Branchenumfrage 2023: Die GZ hat die wichtigsten Köpfe der Getränkebranche befragt.

Mit Energie ins neue Jahr

Die GETRÄNKE ZEITUNG hat die mehr als 40 wichtigsten Köpfe der Branche befragt, mit welchen Perspektiven, Hoffnungen und Strategien sie dieses Jahr angehen wollen. Den Auftakt dazu bilden nun die elf Verbands-Chefs mit ihren wegweisenden Antworten hier exklusiv auf GZ-Online. In unserer neuen Print-Ausgabe der GETRÄNKE ZEITUNG 01-02/23 (siehe unten) lesen Sie die Prognosen und Einschätzungen der relevantesten Unternehmenslenker aus allen Getränke-Kategorien.
 
Alkoholfreie Getränke

Detlef Groß, Geschäftsführer, Wirtschaftsvereinigung für alkoholfreie Getränke (wafg) (Foto: wafg)

Detlef Groß, Geschäftsführer, Wirtschaftsvereinigung für alkoholfreie Getränke (wafg): 

"Unsere etablierten Pfandsysteme bei alkoholfreien Getränken sind im internationalen Vergleich vorbildlich. Die EU-Kommission will nun die Verpackungsgesetzgebung neu aufstellen. Zu befürchten ist, dass damit die funktionierenden Systeme in Deutschland als solche in Frage gestellt werden. Die Veröffentlichung des Umweltbundesamtes (UBA) zur Mehrweg-Förderung zeigt ebenso, welche Diskussionen anstehen. Hier bedarf es der Versachlichung, zumal umfassende Folgenabschätzungen fehlen. Es wäre ökologisch wie ökonomisch unvertretbar, sollten diese vorbildlichen Systeme in der Substanz gefährdet werden. Zudem gewinnt die Ernährungsstrategie der Bundesregierung an Bedeutung. Dies umfasst eine sachgerechte Ausgestaltung der Regulierung von Werbung, die an Kinder unter 14 Jahren gerichtet ist. Forderungen Dritter, die einzelne Lebensmittelgruppen bzw. Nährstoffe mit Konsumlenkung begegnen wollen, sind nicht zielführend und werden von uns abgelehnt. Herausfordernd bleibt die Energie- und Rohstoffversorgung, zumal neben der Energieeinsparung die Klimaziele zu beachten sind. Die Politik ist also gefordert, Zielkonflikte sachgerecht zu berücksichtigen."

Klaus Heitlinger, Geschäftsführer, Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF) (Foto: VdF)Klaus Heitlinger, Geschäftsführer, Verband der deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF):

"Von der Politik wünsche ich mir eine Reduzierung bürokratischer Belastungen wie dem Einwegkunststofffondgesetz und den Verzicht auf Symbolpolitik wie die Nichtverfolgung des Strafbestandes „Containern“ Darüber hinaus gilt es, überlappende Krisen wie Energiekrise, Mitarbeiterkrise, Inflation und die daraus entstandenen Mehrkosten zu bewältigen. Die Herausforderung ist, gestiegene Kosten aus vorgenannten Krisen so in den Produkten unterzubringen, dass Verbraucher auch weiterhin bereit sind, diese zu kaufen. Manche Manche, vor allem kleine und mittlere Betriebe werden 2023 wirtschaftlich nicht überleben. Aber auch Unternehmen mit ungeklärter Zukunft, z.B. Mittelständler ohne Nachfolge, werden verkaufen oder den Betrieb einstellen müssen. Für dieses Jahr haben wir uns daher das Ziel gesetzt, mit möglichst vielen Mitgliedern durch das Jahr zu kommen."

Handel & Gastro

Andreas Vogel, Vorstandsvorsitzender, VDGE (Foto: VDGE)

Andreas Vogel, Vorstandsvorsitzender, VDGE:

"Unseren Mitgliedern ist es gelungen, die Corona-Pandemie sehr gut zu überstehen – nicht zuletzt auch durch Hilfestellungen des Verbandes. Jetzt gilt es die Themen und Maßnahmen zu identifizieren und auf den Weg zu bringen, durch die der VDGE seine Mitglieder bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen (Energiekrise, Inflation, Personalmangel etc.) aktiv unterstützen kann. Die seit vielen Jahren erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Initiative Pro Mehrweg im Allgemeinen und dem BV GFGH im Speziellen wird weiter intensiviert – insofern geht es weniger um Veränderungen, sondern vielmehr um eine konstante, gemeinschaftliche Lobby- und Projekt-Arbeit rund um wichtige branchenrelevante Themen wie Mehrweg, Mineralwasser und Nachhaltigkeit. Wir möchten den qualitativ bereits sehr starken Mitgliederkreis mit Augenmaß ausbauen und zudem die Zusammenarbeit mit den Förderpartnern pflegen. Außerdem planen wir nach den internen Workshops zu den Themen „Markenstatus Getränkefachmärkte“ in 2021 und „Digitalisierung“ in 2022 einen weiteren Mitglieder-Workshop zu einer aktuellen Branchenherausforderung. Hierzu bieten sich u. a. das bereits mit dem BV GFGH in Arbeit befindliche Projekte „digitaler Nachhaltigkeitsmanager“ wie auch die von beiden Verbänden mit dem VDM gestartete Initiative „Pro Mineralwasser“ an!"     

Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin, Dehoga Bundesverbandes (Foto: Dehoga)Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Dehoga Bundesverbandes:

"Die Herausforderungen des letzten Jahres werden uns auch in 2023 beschäftigen: Die explodierenden Kosten bei Lebensmitteln, Personal und insbesondere Energie zusammen mit den Corona-Nachwirkungen. Von zentraler Bedeutung ist es jetzt, dass in allen Regionen Deutschlands die Energieversorgung gewährleistet bleibt, die richtigerweise beschlossenen Gas- und Strompreisbremsen die notwendige Entlastungswirkung bei Verbrauchern und allen Unternehmen entfalten sowie die Inflation eingedämmt wird. Priorität hat ferner die Nachwuchs- und Mitarbeitergewinnung. Die Politik ist gefordert, eine überzeugende Offensive für die duale Ausbildung zu starten und die dringend benötigte Arbeitskräftezuwanderung zu erleichtern. Für die Zukunftssicherung unserer Branche unverzichtbar ist die dauerhafte Geltung der 7%-Mehrwertsteuer. Für all dies und vieles mehr wird sich der Dehoga stark machen."

Bier

 

Dr. Lothar  Ebbertz, Hauptgeschäftsführer, Bayerischer Brauerbund (BBB) (Foto: BB)​​​​​

Dr. Lothar  Ebbertz, Hauptgeschäftsführer, Bayerischer Brauerbund (BBB):

"Größte Herausforderung bleibt 2023, dem Kostendruck standzuhalten, der in allen Bereichen die wirtschaftliche Lage der Unternehmen belastet, zumal der scharfe Wettbewerb, sinkende Kaufkraft, aber auch die Macht des hochkonzentrierten Handels es sehr schwierig machen, Erlösverbesserungen im notwendigen Umfang zu erreichen. Weitreichende Investitionsentscheidungen, Unternehmensnachfolge, die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen, Maßnahmen zur konsequenten Kostensenkung – die denkbaren Veränderungsszenarien in den Brauereien sind so vielseitig wie die Brache selbst. Ich hoffe nur, dass möglichst wenige Brauereien sich gezwungen sehen, unter den aktuell schwierigen Rahmenbedingungen den Sudbetrieb für immer aufzugeben. Wir wollen unseren Mitgliedern durch gute Betreuung helfen, sich im Markt zu behaupten, uns gegenüber Politik und Verwaltung dafür einsetzen, den Brauereien ein Umfeld zu erhalten, das ihre Entwicklung fördert und nicht behindert, und durch Öffentlichkeitsarbeit die Wertschätzung Bayerischen Bieres nachhaltig stärken."

Spirituosen & Wein/Sekt

Angelika Wiesgen-Pick, Geschäftsführerin, Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure (Foto:BSI)Angelika Wiesgen-Pick, Geschäftsführerin, Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und
-Importeure (BSI):

"Die Beeinträchtigungen der globalen Handelsströme, der Lieferketten sowie der Rohstofflieferungen, aber auch die Kostenerhöhungen und der Fachkräftemangel belasten die Spirituosenbranche – insbesondere seit dem Beginn des Krieges Russland gegen die Ukraine 2022 umfassend ebenso die zunehmende Sparneigung der Konsumenten und aufgrund der sich im Jahr 2022 entwickelnden Inflation. Vor dem Hintergrund dieser unsicheren gesamtwirtschaftlichen Lage erwartet die Spirituosenbranche von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen – allerdings auch wettbewerbsrechtliche Rahmenbedingungen, in denen die Freiräume erhalten werden, die für eine positive und nachhaltige Wertschöpfung vonnöten sind. Eine seriöse Konsum- und Wirtschaftsprognose für die Gesamtbranche 2023 kann erst abgegeben werden, wenn absehbar ist, wie sich die Inflation entwickelt. Der BSI wird sich als Dienstleister für seine Firmen auch 2023 nachhaltig in allen wirtschaftlich wichtigen Themen einsetzen als auch für politisch verlässliche Rahmenbedingungen."

Dr. Alexander Tacer, Geschäftsführer, Verband Deutscher Sektkellereien (Foto: VDS)

Dr. Alexander Tacer, Geschäftsführer, Verband Deutscher Sektkellereien:

"Ohne Zweifel wird auch 2023 kein leichtes Jahr. Unter dem Eindruck von hoher und immer stärker spürbarer Inflation, Kostensteigerungen auf allen Ebenen der Lieferkette sowie Ressourcen- und Energieknappheit erfolgreich zu wirtschaften, bleibt auch 2023 die größte Herausforderung für die deutschen Sekthäuser. So werden auch dieses Jahr das Sichern von Lieferketten für Rohmaterialien wie Glas und Verpackungen, notwendige Preisanpassungen sowie die hohen Kundenerwartungen im Fokus stehen. Wir gehen davon aus, dass Sekte teurer werden und sich die nachgefragten Preissegmente mitunter verschieben. Gleichzeitig könnten Premium-Sekte und Inhouse-Konsum neue Chancen erfahren. Vor allem jedoch erfüllt es uns mit Freude, wenn unsere prickelnden Produkte einen maßgeblichen Beitrag dazu leisten können, gerade auch in diesen Krisenzeiten Genussmomente hervorzurufen. Als Branche wollen wir weiter mit Know-how und Passion dazu beitragen, das ohnehin schon hohe Renommee der Sekte von deutschen Herstellern weiter zu steigern."

GZ 08/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Mineral- und Tafelwasserverordnung

Der Entwurf des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Neufassung der Mineral- und Tafelwasserverordnung könnte zu Verwerfungen im gesamten Mineralwassermarkt führen. Verbände fordern daher dringend Nachbesserungen.

Aktuelles Interview: Jürgen Reichle, VDM

Jürgen Reichle, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Mineralbrunnen, sieht beim vorgelegten Entwurf für die Mineral- und Tafelwasserverodnung Verbesserungsbedarf in mehreren Punkten. Der nächste Schritt sei eine intensive Dialogphase mit Bund und Ländern.

Gastkommentar: Thomas Fischer, DUH

Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, hält die in der PPWR festgelegt Mehrwegquote von vorerst 10 Prozent für deutlich zu niedrig angesetzt. Ein erhoffter Rückenwind für Mehrweg werde so ausbleiben sagt er und fordert deshalb nationale Maßnahmen zum Mehrwegschutz.