Werbung ist keine Kunst. Sie ist Mittel zum Zweck. Ihr muss allerdings die Kunst gelingen, Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen. Das gelingt mal mehr, mal weniger. Im Falle von True Fruits, dem Bonner Smoothie-Hersteller, der mit dem Slogan „Die Qual der Wahl“ sechs seiner pürierten Fruchtdrinks Konsumenten anbietet, die das derzeit gewählte Parteienspektrum mit Logo sowie einzelne Aussagen aus deren Wahlprogrammen auf den Glas-Einwegflaschen abbildet, ist dieser witzig gemeinte „Kommunikations-Coup“ in Zeiten des allgemeinen Politik- (und AfD-) Bashings nicht besonders originell.
Die Replik der Edeka, Deutschlands größtem Lebensmitteleinzelhändler, die darauf in den sozialen Medien auf Facebook und Instagramm folgte („Rechts ist bei uns kein Platz im Regal“) und obendrein die Auslistung der AfD-gekennzeichneten Smoothies zufolge hatte, hat diesen Kampagnen-Klamauk durch dessen unsouveränes und populistisches Verhalten weiter auf die Spitze getrieben.
Die kommunikativen Folgen darauf in den sozialen Medien waren absehbar. Sie folgen immer der gleichen Mechanik: Zuerst geht der Fokus verloren. Dann wird sich empört. Schließlich gestritten. Zur Erinnerung: Im Mittelpunkt stehen eigentlich die Smoothies, von denen der Verbraucher, der Handel und der Hersteller durch erfolgreiche Vermarktung gleichermaßen profitieren sollten. Eigentlich.
Lachender Dritter ist in diesem Falle die Alternative für Deutschland (AfD), die ohne ihr eigenes Zutun durch den plakativen Schlagabtausch ungeahnte Resonanz in der breiten Öffentlichkeit erfuhr. So viel Aufmerksamkeit hat die rechtsradikale Partei nicht verdient. Eleganter wäre es von True Fruits und Edeka gewesen, wenn sie im Schulterschluss die (demokratisch gewählte) AfD nach einigen Wochen als Smoothie in einer gemeinsame Kampagne „Wegen zu geringer Nachfrage“ oder „Wegen Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums“ aus den Regalen des Lebensmittelhändlers verbannt hätten. Damit hätte das mündige Volk noch vor der Bundestagswahl sein Votum abgegeben.
Pierre Pfeiffer