fritz-kola-Gründer Mirco Wiegert. (Foto: Eva Häberle)
fritz-kola-Gründer Mirco Wiegert. (Foto: Eva Häberle)

„Wir wollen Einweg abschaffen“

fritz-kola-Gründer Mirco Wiegert hat sich hohe Ziele gesteckt. Mit der GETRÄNKE ZEITUNG spricht er über die Folgen der Coronakrise für sein Unternehmen, darüber, was ihn antreibt und über das, was noch kommt.

 

GZ: Herr Wiegert, wie erging es fritz-kola während des Corona-Lockdowns? Was waren die größten Herausforderungen für Sie?

Mirco Wiegert: Nachdem wir quasi von heute auf morgen das komplette Unternehmen runterfahren und etwa 80 Prozent unserer Fritzen und Fritzinnen in Kurzarbeit schicken mussten, haben wir zunächst mit einer ganz kleinen Mannschaft die Grundaufgaben erledigt. Nach der ersten Schockwelle haben wir gemerkt, dass wir dem Einzelhandel helfen können. Wir haben einigen Kunden angeboten, mit kleinen Mannschaften Regalservice im Getränkebereich zu machen, so konnten wir einen Teil unserer Leute aus der Kurzarbeit zurückholen und mit den Aufgaben am Regal beschäftigen. 

 

GZ: Welche Umsatzeinbußen bringt die Coronakrise für fritz-kola mit sich?

Wiegert: Die Krise hat natürlich auch uns getroffen. Wir haben für die Monate des Lockdowns einen ordentlichen Umsatzeinbruch, gerade weil unsere Gastronomiekunden schließen mussten. Dank aller Anstrengungen liegen wir aktuell aber wieder über Vorjahr. 

 

GZ: Gibt es auch Positives, das Sie aus der Krise mitnehmen?

Wiegert: Ja. Themen wie weniger reisen, fokussierter arbeiten oder Homeoffice werden bei uns weiterhin Bestand haben. Was außerdem positiv bleiben wird, ist, dass wir uns auf unsere Stärke besinnt haben. Worauf kommt es an? Brauchen wir das x-te Werbemittel tatsächlich? Wir haben gelernt, wo und wie wir unsere Ressourcen am besten aufteilen. Dieser Moment der Fokussierung, der hilft uns und der wird uns noch eine ganze Weile weitertragen – im positiven Sinne natürlich. Nach einer Zeit wie vor Corona, wo der Honig im Überfluss floss, ist das ein Momentum, in dem wir merken, was wir wirklich brauchen und was nicht.

 

GZ: Sie haben kürzlich Ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Wie kommt es, dass fritz-kola seit 2003 nachhaltig agiert und erst für 2019 ein Bericht veröffentlicht wird?

Wiegert: Ein Nachhaltigkeitsbericht ist ein riesiger Prozess, der das gesamte Unternehmen betrifft. Man muss sich jemanden leisten können, der das hauptberuflich begleitet und intern die Themen treibt. Es werden die sogenannten Scopes, die Nachhaltigkeitsziele, definiert, die man erreichen möchte und um diese Ziele zu erreichen, müssen wir Leute beschäftigen und investieren. Für das kommende Jahr und für 2025 haben wir uns hohe Ziele gesteckt, die wir aber erreichen werden, da bin ich sehr zuversichtlich.

 

GZ: Nachhaltigkeit ist das Kernthema von fritz-kola. Was treibt Sie an?

Wiegert: Vor der Gründung von fritz-kola war ich sehr lange Pfadfinder und bin daher Themen wie Umwelt und Gesellschaft verbunden. Dort lernt man, sorgfältig mit seiner Umwelt umzugehen. Ich kann also aufgrund meiner Prägung nichts produzieren, was man wie Müll in die Landschaft werfen kann. Da ich der Unternehmer hinter fritz-kola bin, kann ich so versuchen, die Getränkebranche ein Stückchen besser zu machen. Und sie war schonmal besser, schließlich kommen wir ursprünglich von Glas-Mehrweg.

 

GZ: Glauben Sie daran, dass die Mehrwegquote langfristig wieder gesteigert werden kann?

Wiegert: Unser Ziel ist das Abschaffen von Einweg. Das ist zwar sehr ambitioniert, aber man muss sich große Ziele setzen, sonst kommt man nicht weiter. Nachhaltigkeit, regionale Wertschöpfung und Ressourcenschutz werden als Themen nicht wieder weggehen. Das Lokale, Unmittelbare, hat auch in Zeiten von Corona eine neue Aufwertung erhalten – und dafür steht Mehrweg eben auch. Als inhabergeführtes Unternehmen ist es unsere Aufgabe, dass wir eine wirklich gute Alternative zum Schlechten anbieten. 

 

GZ: Sie haben kürzlich die neue fritz-kola null Zucker plus Guarana gelauncht. Wie lange dauert die Entwicklung bei solchen Produkten?

Wiegert: Der Rekord liegt bei vier Wochen, für die neue Sorte haben wir aber länger gebraucht. Wir wollten prinzipiell eine Fritz-Kola Zero, aber wir wollten nicht einfach eine weitere Zero-Sorte neben das übrige Zero-Angebot stellen. An der neuen Sorte, die sich durch die Zugabe von Guarana geschmacklich von den anderen Zero-Produkten am Markt unterscheidet, haben wir etwa ein Jahr gearbeitet. 

 

GZ: Sind weitere Sorten in der Pipeline? Wie sieht es bei der Marke Anjola aus?

Wiegert: Wir bringen aktuell unsere Marke Anjola neu raus. Die Bio-Ananaslimonade gibt es derzeit in einer Flasche, die die Form einer Ananas hat. Sie kommt aber bald auch in der klassischen 0,33-Liter-Craft-Soda-Flasche und in der 0,2-Liter-fritz-kola-Flasche auf den Markt, wobei hier der Schwerpunkt der Distribution auf der Gastronomie liegt.

 

GZ: Welche Ziele verfolgen Sie, die in den kommenden 5 Jahren umgesetzt werden sollen?

Wiegert: Wir wollen Einweg abschaffen und als die beste Kola am Markt wahrgenommen werden. Da sind wir aktuell auf einem guten Weg, was wir auch an unseren jetzigen Zahlen merken. Wir sind nach dem Einbruch durch Corona wieder gut dabei, auch mit unserem europäischen Geschäft. Fritz-Kola gibt es seit dem Jahr 2003 und dieses Konstanz zahlt sich nun aus.

 

GZ: Reden wir über Trends. Der Trend geht immer mehr dahin, dass die Verbraucher weniger Alkohol trinken. Spüren Sie das?

Wiegert: Ja. Wir tauschen uns viel mit jüngeren Zielgruppen aus, da merkt man deutlich, dass der Alkoholkonsum zurückgeht, dass ein bewussterer, gezielterer Konsum stattfindet, das war früher anders. Da hat man am Freitagabend nicht auf sein Bier verzichtet, um Samstag früh wieder zum Sport zu gehen.

 

GZ: Wenn wir schon beim Thema Trends sind: Wie stehen Sie zum Thema Hanf-Getränke?

Wiegert: Die Story hinter Hanf ist sehr spannend. Es ist ein Segment, das auch für Fritz sehr interessant ist, auch wenn ich hier noch nicht mehr verraten möchte. Interessant ist am Ende, was man aus dem Thema macht, aber noch wichtiger ist der Blick dahinter. Was wollen die Leute? Wo entwickelt sich das alles?

 

GZ: Das heißt, man darf sich in diesem Jahr auf weitere Neuheiten freuen?

Wiegert: Natürlich werden wir uns noch weiter verändern – es bleibt spannend.

 

Interview: Leska Günther

 

Lesen Sie das komplette Interview mit Mirco Wiegert in unserer aktuellen Ausgabe, GETRÄNKE ZEITUNG Nr. 17-18. Sie haben noch kein Abo? Dann geht’s hier entlang.

GZ 08/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Mineral- und Tafelwasserverordnung

Der Entwurf des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Neufassung der Mineral- und Tafelwasserverordnung könnte zu Verwerfungen im gesamten Mineralwassermarkt führen. Verbände fordern daher dringend Nachbesserungen.

Aktuelles Interview: Jürgen Reichle, VDM

Jürgen Reichle, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Mineralbrunnen, sieht beim vorgelegten Entwurf für die Mineral- und Tafelwasserverodnung Verbesserungsbedarf in mehreren Punkten. Der nächste Schritt sei eine intensive Dialogphase mit Bund und Ländern.

Gastkommentar: Thomas Fischer, DUH

Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, hält die in der PPWR festgelegt Mehrwegquote von vorerst 10 Prozent für deutlich zu niedrig angesetzt. Ein erhoffter Rückenwind für Mehrweg werde so ausbleiben sagt er und fordert deshalb nationale Maßnahmen zum Mehrwegschutz.