Laura von Flemming, Nachhaltigkeitsbeauftrage Hassia Gruppe (Foto: Hassia)
Laura von Flemming, Nachhaltigkeitsbeauftrage Hassia Gruppe (Foto: Hassia)

"Kein Marketing-Gag"

Themen wie Bio, Regionalität und Nachhaltigkeit spielen zunehmend eine größere Rolle bei Mineralbrunnen. Die Hassia-Gruppe sieht sich in diesen Bereichen bestens aufgestellt, wie die Nachhaltigkeitsbeauftragte Laura von Flemming der Getränke Zeitung im Interview erläutert.  

Frau von Flemming, inwieweit hilft die Bio-Zertifizierung, Mineralwasser qualitativ auf eine höhere Ebene zu stellen, obwohl es sich ohnehin um ein Naturprodukt handelt?

Viele Verbraucher verbinden mit dem Begriff Mineralwasser in Bio-Qualität die Erwartung, dass das Produkt frei von Rückständen und Schadstoffen ist. Die Anforderungen für Bio müssen daher deutlich unterhalb der bereits sehr strengen gesetzlichen Grenzwerte der MTVO liegen. Ein als "Bio-Mineralwasser" bezeichnetes Mineralwasser darf nur im engen Rahmen zugelassener Verfahren behandelt werden und es müssen eindeutige Grenzen für diese Behandlung gesetzt werden. In Bezug auf Rückstände und Schadstoffe muss Bio-Mineralwasser deutlich strengere und umfassendere Anforderungen als herkömmliches Mineralwasser erfüllen. Dies bezieht sich auf das Produkt, aber auch auf die Prozesse der Mineralwassergewinnung.

Sowie einen Schritt vorher: Auch der Schutz der Quelle ist ein wesentlicher Punkt, der bei der Bio-Zertifizierung berücksichtigt wird. Wir bieten ein Premium- Mineralwasser in Bio-Qualität, also ein Produkt für anspruchsvolle Verbraucher, die sich ihrer Verantwortung für Nachhaltigkeit besonders bewusst sind. Insofern handelt es sich hier nicht um einen Marketing-Gag, sondern um ein Premium-Produkt, welches - auch vor allem hinsichtlich der Leitungswasser-Diskussion - ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal darstellt.

Wie wichtig ist in diesem Kontext das Thema Nachhaltigkeit für Mineralbrunnen, wenn Handelskonzerne plötzlich mit Auslistungen agieren, um ihre Nachhaltigkeitsbilanz aufzubessern?

Nachhaltigkeit ist in unserer Philosophie und in unserer Unternehmensstrategie fest verankert. Es gehört zu unserer DNA als Familienunternehmen. Und das seit mehr als 150 Jahren. Für uns ist Nachhaltigkeit ein ganzheitlicher Ansatz. Unsere Nähe zum Kunden in der Marktbearbeitung und Flexibilität zählen genauso dazu, wie die nachhaltige Prozessoptimierung in der Produktion.

Darüber hinaus gehört auch ein regelmäßiger und ganzheitlicher Austausch mit allen relevanten Beteiligten, die mit der Hassia-Gruppe zusammen arbeiten, wie dem Lebensmitteleinzelhandel, der Gastronomie, dem Getränkefachgroßhandel sowie unseren Lieferanten zu unserem nachhaltigen Selbstverständnis. Der Dialog zwischen Stakeholdern bestätigt unser Handeln und gibt uns viele neue Impulse.

Welche Vorteile bringt die CO2-Neutralität der Hassia-Gruppe sowohl ökonomisch als auch ökologisch?

Letztlich geht es uns, als Familienunternehmen darum, verantwortlich zu wirtschaften und somit nachhaltig zu agieren. Wir denken in Generationen und nicht in Quartalen. Für uns gehört es als ehrbare Kaufleute als Selbstverständlichkeit dazu, einen Beitrag zur Erreichung der globalen Klimaziele zu leisten. Unsere Klimaschutzstrategie besteht aus drei Bausteinen: Vermeidung, Reduktion und Kompensation. Wir sind davon überzeugt, dass Unternehmen, die in Zukunft nicht nachhaltig am Markt agieren, langfristig nicht überleben werden.

Konsumenten setzen grundsätzlich voraus, dass Unternehmen mit ihren Marken einen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit leisten. Unser Status-Quo ist in dieser Hinsicht sehr gut: Wir ermitteln seit 2013 unseren CO2-Fußabdruck und konnten diesen durch viele Maßnahmen, wie beispielsweise 2015 die Umstellung auf Ökostrom, halbieren. Viele weitere Reduktionsmaßnahmen wurden in allen Bereichen seither umgesetzt. 2020 wurden alle angestammten Standorte der Hassia-Gruppe klimaneutral gestellt. Ein Jahr später folgten alle Mineralwassermarken dieser Standorte. Dies ist ein wichtiger Meilenstein, den das Unternehmen erreicht hat. Da das Unternehmen den Verbrauchern somit rund 700 Millionen Liter klimaneutrales Mineralwasser zur Verfügung stellen kann.

Interview: Pierre Pfeiffer

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.