Cecilia Hohls, Redakteurin GETRÄNKE ZEITUNG
Cecilia Hohls, Redakteurin GETRÄNKE ZEITUNG

Die Dosis macht das Gift

Der Zucker-Streit geht in die nächste Runde. Die Bundesregierung möchte im Rahmen ihrer Ernährungsstrategie übermäßigen Zucker-, Fett- und Salzgehalten den Garaus machen und die Ernährungsgewohnheiten der hierzulande lebenden Personen umkrempeln. Dahinter steckt ein hehres Ziel: Übergewicht und somit das Risiko für zahlreiche Erkrankungen, aber auch die mit diesen einhergehende volkswirtschaftliche Last zu senken. Jüngster Vorstoß: Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit dem Entwurf zum Verbot von an Kinder gerichteter Werbung von ebendiesen „Zuviel“-Lebensmitteln. Wirtschafts- und Werbeverbände reagieren folglich „not amused“, sehen sich in der Debatte übergangen, überreguliert.

Und der Druck reißt auch für die Getränkebranche im Speziellen nicht ab: Ihre Produzenten, die sich 2018 selbst dazu verpflichtet hatten, die Zuckergehalte in ihren Erfrischungsgetränken im Zeitraum von 2015 bis 2025 um 15 Prozent zu reduzieren, werden in diesen Tagen von der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) mit dem Vorwurf konfrontiert, dass dieses Ziel weder erreichbar noch ambitioniert genug sei – flankiert mit der Forderung nach einer Zuckersteuer. Dabei sehen sich die Erfris zu Unrecht in den Fokus gesetzt und sich selbst auf einem guten Weg.

Kein Wunder also, dass derzeit viel darüber diskutiert wird, ob vorgelegte und geforderte Restriktionen verhältnismäßig sind und unter Abschätzung aller – auch existenzieller – Folgen erwägt wurden. Paracelsus Lehrsatz gilt womöglich nicht nur für Zuckergehalte in Softdrinks, sondern ebenso für Scheindebatten, Fingerpointings und Regulierungsbestrebungen: Die Dosis macht das Gift.

Schlagworte

GZ 11/23

Themen der Ausgabe

Titelthema: Kreislaufstörung

Die seitens der EU vorgeschlagene Mehrwegquote für Getränkebehälter für den gesamten Einzelhandel könnte sich für die gesamte Getränkebranche als Bumerang erweisen. Weniger für den Discount. Ein Szenario.

Spezial: Systemkampf Verpackung

Die drohende Handels-Mehrwegpflicht hat ein Kräftemessen angestoßen. Der offene Streit zwischen den Mehrweg- und Einweg-Kontrahenten ist wieder entflammt, nachdem Lidl in einer aufwendigen Kampagne um die ökologischen Vorteile von PET-Einwegflaschen wirbt. Lidl und die Deutsche Umwelthilfe beziehen in der GZ Stellung.

Gastkommentar: Antje Gerstein

Antje Gerstein, Leiterin Europapolitik und Nachhaltigkeit beim Handelsverband Deutschland, sieht noch einige Verbesserungsoptionen für den Vorschlag der EU-Verpackungsverordnung zu verpflichtenden Mehrwegquoten.