Das marktführende Discount-Unternehmen Deutschlands überprüft derzeit eine Aufnahme von Getränken im Mehrweg-Gebinde. (Foto: Aldi Süd)
Das marktführende Discount-Unternehmen Deutschlands überprüft derzeit eine Aufnahme von Getränken im Mehrweg-Gebinde. (Foto: Aldi Süd)

Aldi Süd prüft Getränke in Mehrweg-Gebinden

Seit Anfang Februar bietet Aldi Süd in den Regionalgesellschaften Bingen und Eschweiler jeweils zwei nationale Markenbiere sowie ein Mineralwasser in Mehrweggebinden an. Dies teilte der Discounter der GETRÄNKE ZEITUNG (GZ) auf Anfrage mit.

Demnach seien in der Regionalgesellschaft Bingen Bitburger Pils (0,33 Liter), Krombacher Pils (0,5 Liter) und Hochwaldsprudel (0,75 Liter) erhältlich. Im Raum Eschweiler handele es sich neben Bitburger Pils (0,33 Liter) um Früh Kölsch (0,5 Liter) und Gerolsteiner Naturell (1 Liter). Da die Pfandautomaten in der Testphase nicht umgerüstet werden, könnten die Aldi-Süd-Kunden die vom Discounter angebotenen Mehrwegflaschen im Kassenbereich und am Lager zurückgeben, teilt das Handelsunternehmen mit. Der Pfandbetrag werde an den Kassen zurückerstattet.

"Wir möchten zunächst abwarten, wie unsere Kunden das Mehrweg-Angebot annehmen, bevor wir weitere Schritte unternehmen, wie beispielsweise eine flächendeckende Ausweitung oder eine Umstellung unserer Prozesse und Pfandautomaten", erklärte eine Unternehmenssprecherin gegenüber der GZ.

In Deutschland habe der Verbraucher die Möglichkeit, zwischen Einweg und Mehrweg wählen zu können. "Einweggetränke erfreuen sich bei unseren Kunden nach wie vor großer Beliebtheit", so Aldi Süd. Denn sie seien leicht und bruchsicher. Darüber hinaus seien Einweggetränke durch das flächendeckend funktionierende Rückgabesystem im Handel längst keine „Wegwerfverpackungen“ mehr, sondern Wertstoffe. Sie würden von den Verbrauchern zu fast hundert Prozent wieder in den Handel zurückgebracht und damit dem Wertstoffkreislauf zurückgeführt. Zudem enthielten PET-Einwegflaschen häufig recycelten Kunststoff. "So besteht unsere Mineralwasser-Flasche (1 Liter) bereits zu 80 Prozent aus sogenanntem Rezyklat", garantiert der Discounter.

Sollte Aldi Süd tatsächlich den Einstieg ins Mehrwegsystem planen, hätte dies in mehrfacherweise Konsequenzen für die Getränkebranche und den Lebensmitteleinzelhandel. Herstellermarken würden somit noch direkter im Preiswettbewerb mit den Vollsortimentern aus dem LEH sowie den Getränkeabhomärkten stehen. Außerdem würde sich beim Discounter eine Erweiterung des Getränke-Angebotes in Form von Mehrweg-Gebinden auf die Kostenstrukturen auswirken, da eine neue Infrastruktur bei den rückwärtigen Diensten installiert werden müsste. Dies hätte letztlich auch Folgen auf die Preispolitik von Aldi Süd. Unter Einbeziehung des Getränkefachgroßhandels könnte eine Sortimentserweiterung des Discounters auf Mehrwegflaschen schließlich erhebliche Auswirkungen auf dessen Logistik sowie auf dessen ohnehin schon stark strapaziertes Management des Mehrwegsystems haben. //pip

GZ 08/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Mineral- und Tafelwasserverordnung

Der Entwurf des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Neufassung der Mineral- und Tafelwasserverordnung könnte zu Verwerfungen im gesamten Mineralwassermarkt führen. Verbände fordern daher dringend Nachbesserungen.

Aktuelles Interview: Jürgen Reichle, VDM

Jürgen Reichle, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Mineralbrunnen, sieht beim vorgelegten Entwurf für die Mineral- und Tafelwasserverodnung Verbesserungsbedarf in mehreren Punkten. Der nächste Schritt sei eine intensive Dialogphase mit Bund und Ländern.

Gastkommentar: Thomas Fischer, DUH

Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, hält die in der PPWR festgelegt Mehrwegquote von vorerst 10 Prozent für deutlich zu niedrig angesetzt. Ein erhoffter Rückenwind für Mehrweg werde so ausbleiben sagt er und fordert deshalb nationale Maßnahmen zum Mehrwegschutz.