Die aktuellen Daten des Umweltbundesamtes (UBA) zeigten für 2019 erstmals wieder einen Anstieg des Mehrweganteils im Getränkebereich. Mit 41,8 Prozent werde das gesetzliche Ziel von 70 Prozent jedoch deutlich unterschritten.
Jährlich wird der Einsatz von Getränkeverpackungen in Deutschland untersucht. Für das Jahr 2019 zeigt eine Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) im Auftrag des Umweltbundesamtes eine leichte Zunahme des Anteils von Mehrwegflaschen.
41,8 Prozent der in Deutschland verbrauchten Getränke wurden im Jahr 2019 in Mehrwegverpackungen abgefüllt, heißt es in der Studie. Gegenüber dem Vorjahr liegt der Wert 0,6 Prozentpunkte höher. Damit stieg der Anteil von Mehrweggetränkeverpackungen in den pfandpflichtigen Getränkesegmenten erstmals seit der Pfandeinführung für Einweggetränkeverpackungen im Jahr 2003 an. Vor allem eine stärkere Nachfrage nach Wasser in Mehrwegflaschen ließe laut UBA die Mehrwegquote ansteigen: In allen anderen Getränkesegmenten sank der Anteil von Mehrweg auch im Jahr 2019.
Die verstärkte Nachfrage nach Wasser in Mehrwegflaschen stoppte auch erstmals den zuvor deutlichen Trend zu Einwegkunststoffflaschen. Insgesamt wurden laut GVM-Erhebung in den pfandpflichtigen Getränkesegmenten 5,9 Prozent weniger Getränke in Einwegkunststoffflaschen verbraucht. Trotzdem seien Einwegkunststoffflaschen mit 50,7 Prozent Anteil am Getränkeverbrauch und einer Stückzahl von 16,5 Milliarden Flaschen immer noch das beliebteste Packmittel für Getränke in Deutschland, bemerkt das UBA. Die Studie zeige auch, dass Mehrwegflaschen nicht allgemein, sondern nur solche aus Glas stärker nachgefragt werden. Hingegen zeige sich bei Mehrwegflaschen aus Kunststoff ein verringerter Verbrauch von 0,6 Prozentpunkte auf 12,1 Prozent. Die GVM erklärt den Rückgang mit der aktuellen „Plastikdiskussion“. Einen starken Zuwachs bei Einweg gab es mit einem Anstieg auf 5,2 Prozent bei in Dosen abgefüllten Getränken. Bier sei zwar weiterhin das Getränkesegment mit dem höchsten Mehrweganteil, bekundet das UBA, aber dieser sank 2019 weiter um 0,8 Prozentpunkte auf 78,7 Prozent, da Bier in Einwegdosen wieder häufiger nachgefragt werde.
Die Mehrwegquote von 41,8 Prozent betreffe laut UBA lediglich die Getränkesegmente, für die durch das Verpackungsgesetz in 2019 eine Einwegpfandpflicht bestand. Davon seien Wässer, Bier, Erfrischungsgetränke und alkoholhaltige Mischgetränke umfasst. Diese machten etwa dreiviertel des Getränkeverbrauchs aus. Hingegen sei bei den bisher pfandbefreiten Getränken (eine Novelle des Verpackungsgesetzes erweitert die Pfandpflicht ab 2022 auf alle Dosen und alle Einwegkunststoffflaschen unabhängig vom Getränk), zu denen unter anderem Säfte, Nektare, Wein, Sekt, Spirituosen und Milchgetränke zählen, der Mehrweganteil mit stabilen 4,6 Prozent noch deutlich niedriger. Die nicht pfandpflichtigen Getränke werden hauptsächlich in Getränkekartons abgefüllt, deren Marktanteil hier bei 46,9 Prozent lag. Hinzu kommen Einwegglasflaschen mit einem Anteil von 26,5 Prozent und Einwegkunststoffflaschen, deren Marktanteil 16,2 Prozent betrug.
Insgesamt über alle Getränkesegmente hinweg unabhängig von der Pfandpflicht seien nach Analyse der GVM-Studie Einwegflaschen aus Kunststoff das häufigste Packmittel. Dadurch wurde 2019 die immense Menge von 18,9 Milliarden Einwegkunststoffflaschen verbraucht. Allein unter Annahme der kleinen Füllgröße 0,5 Liter würde nach Angaben des UBA diese Menge Einwegflaschen aus Kunststoff aneinandergereiht schon etwa hundertmal die Erde umrunden.
Das Umweltbundesamt untersucht daher in einem Forschungsvorhaben Maßnahmen, um den Ausbau von ressourcenschonenden Mehrwegsystemen zu unterstützen. Verschiedene zu prüfende Maßnahmen wie unter anderem Vertriebsquoten und Angebotspflichten könnten ein flächendeckendes Angebot von Mehrweggetränkeverpackungen fördern. Außerdem könnte Mehrweg durch zusätzliche ökonomische Anreize attraktiver werden, so die Empfehlung des UBA. //pip