Das Bier ist das Getränk mit der höchsten Mehrwegquote (78,7 Prozent), was die Verpackung angeht. Allerdings mit fallender Tendenz, da die Nachfrage nach Einwegdosen in diesem Segment sukzessive steigt. (Foto: Pixabay)
Das Bier ist das Getränk mit der höchsten Mehrwegquote (78,7 Prozent), was die Verpackung angeht. Allerdings mit fallender Tendenz, da die Nachfrage nach Einwegdosen in diesem Segment sukzessive steigt. (Foto: Pixabay)

Erstmals Anstieg des Mehrweganteils seit Pfandeinführung

Die aktuellen Daten des Umweltbundesamtes (UBA) zeigten für 2019 erstmals wieder einen Anstieg des Mehrweganteils im Getränkebereich. Mit 41,8 Prozent werde das gesetzliche Ziel von 70 Prozent jedoch deutlich unterschritten.

Jährlich wird der Einsatz von Getränkeverpackungen in Deutschland untersucht. Für das Jahr 2019 zeigt eine Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) im Auftrag des Umweltbundesamtes eine leichte Zunahme des Anteils von Mehrwegflaschen.

41,8 Prozent der in Deutschland verbrauchten Getränke wurden im Jahr 2019 in Mehrwegverpackungen abgefüllt, heißt es in der Studie. Gegenüber dem Vorjahr liegt der Wert 0,6 Prozentpunkte höher. Damit stieg der Anteil von Mehrweggetränkeverpackungen in den pfandpflichtigen Getränkesegmenten erstmals seit der Pfandeinführung für Einweggetränkeverpackungen im Jahr 2003 an. Vor allem eine stärkere Nachfrage nach Wasser in Mehrwegflaschen ließe laut UBA die Mehrwegquote ansteigen: In allen anderen Getränkesegmenten sank der Anteil von Mehrweg auch im Jahr 2019.

 

Verstärkte Nachfrage nach Wasser in Mehrwegflaschen

Die verstärkte Nachfrage nach Wasser in Mehrwegflaschen stoppte auch erstmals den zuvor deutlichen ⁠Trend⁠ zu Einwegkunststoffflaschen. Insgesamt wurden laut GVM-Erhebung in den pfandpflichtigen Getränkesegmenten 5,9 Prozent weniger Getränke in Einwegkunststoffflaschen verbraucht. Trotzdem seien Einwegkunststoffflaschen mit 50,7 Prozent Anteil am Getränkeverbrauch und einer Stückzahl von 16,5 Milliarden Flaschen immer noch das beliebteste Packmittel für Getränke in Deutschland, bemerkt das UBA. Die Studie zeige auch, dass Mehrwegflaschen nicht allgemein, sondern nur solche aus Glas stärker nachgefragt werden. Hingegen zeige sich bei Mehrwegflaschen aus Kunststoff ein verringerter Verbrauch von 0,6 Prozentpunkte auf 12,1 Prozent. Die GVM erklärt den Rückgang mit der aktuellen „Plastikdiskussion“. Einen starken Zuwachs bei Einweg gab es mit einem Anstieg auf 5,2 Prozent bei in Dosen abgefüllten Getränken. Bier sei zwar weiterhin das Getränkesegment mit dem höchsten Mehrweganteil, bekundet das UBA, aber dieser sank 2019 weiter um 0,8 Prozentpunkte auf 78,7 Prozent, da Bier in Einwegdosen wieder häufiger nachgefragt werde.

Mehrweganteil bei bisher pfandfreien Getränken niedrig

Die Mehrwegquote von 41,8 Prozent betreffe laut UBA lediglich die Getränkesegmente, für die durch das Verpackungsgesetz in 2019 eine Einwegpfandpflicht bestand. Davon seien Wässer, Bier, Erfrischungsgetränke und alkoholhaltige Mischgetränke umfasst. Diese machten etwa dreiviertel des Getränkeverbrauchs aus. Hingegen sei bei den bisher pfandbefreiten Getränken (eine Novelle des Verpackungsgesetzes erweitert die Pfandpflicht ab 2022 auf alle Dosen und alle Einwegkunststoffflaschen unabhängig vom Getränk), zu denen unter anderem Säfte, Nektare, Wein, Sekt, Spirituosen und Milchgetränke zählen, der Mehrweganteil mit stabilen 4,6 Prozent noch deutlich niedriger. Die nicht pfandpflichtigen Getränke werden hauptsächlich in Getränkekartons abgefüllt, deren Marktanteil hier bei 46,9 Prozent lag. Hinzu kommen Einwegglasflaschen mit einem Anteil von 26,5 Prozent und Einwegkunststoffflaschen, deren Marktanteil 16,2 Prozent betrug.

Einwegflaschen aus Kunststoff das häufigste Packmittel

Insgesamt über alle Getränkesegmente hinweg unabhängig von der Pfandpflicht seien nach Analyse der GVM-Studie Einwegflaschen aus Kunststoff das häufigste Packmittel. Dadurch wurde 2019 die immense Menge von 18,9 Milliarden Einwegkunststoffflaschen verbraucht. Allein unter Annahme der kleinen Füllgröße 0,5 Liter würde nach Angaben des UBA diese Menge Einwegflaschen aus Kunststoff aneinandergereiht schon etwa hundertmal die Erde umrunden.

Das Umweltbundesamt untersucht daher in einem Forschungsvorhaben Maßnahmen, um den Ausbau von ressourcenschonenden Mehrwegsystemen zu unterstützen. Verschiedene zu prüfende Maßnahmen wie unter anderem Vertriebsquoten und Angebotspflichten könnten ein flächendeckendes Angebot von Mehrweggetränkeverpackungen fördern. Außerdem könnte Mehrweg durch zusätzliche ökonomische Anreize attraktiver werden, so die Empfehlung des UBA. //pip

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.