Nach der Flutwelle rollt die Spendenwelle an. Die Hilfsbereitschaft im ganzen Land ist aufgrund der Betroffenheit groß. (Foto: Adobe Stock)
Nach der Flutwelle rollt die Spendenwelle an. Die Hilfsbereitschaft im ganzen Land ist aufgrund der Betroffenheit groß. (Foto: Adobe Stock)

Eine Welle der Solidarität

Das Tief „Bernd“ hat Mitte Juli in Teilen von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Bayern sowie Sachsen für Überschwemmungen apokalyptischen Ausmaßes gesorgt. Der Rückhalt ist groß.

Die verursachten Schäden und Opfer von Tief „Bernd“ lassen sich bislang noch nicht absehen. Die GETRÄNKE ZEITUNG hat Unternehmen gefragt, inwieweit das Hochwasser bei Ihnen gewütet hat und wie sie mit der Situation umgehen. Da die Größe des Schadens in seinem ganzen Umfang schwer zu ermessen und zu schildern ist, geben wir einen Überblick, ohne aber Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.

Mineralbrunnen in der Eifel stark betroffen

PR- und Marketingmanager Christopher Menzel vom Sinziger Mineralbrunnen (Franken Brunnen) aus dem Landkreis Ahrweiler steht noch unter Schock: „Die Hochwasserkatastrophe an der Ahr hat auch unseren Standort in Sinzig mit voller Wucht getroffen. Im Moment ist der Betrieb von der Außenwelt abgeschnitten und nicht erreichbar. Nach aktuellem Stand sind unsere Mitarbeiter weitestgehend unversehrt geblieben. Wir sind derzeit nur per Mail an [email protected] erreichbar.“

Auch die Rhodius Mineralquellen aus dem benachbarten Burgbrohl wurden vom Hochwasser hart getroffen. Das Unternehmen teilt mit, dass „auch wir in den vergangenen Tagen von den Folgen der Überschwemmungen nicht verschont wurden. Wir haben viele unserer Lagerbestände rettungslos verloren. Nichtsdestotrotz ist es uns eine absolute Herzensangelegenheit, die Menschen in unserer Heimat, so gut es geht, mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterstützen. Insgesamt spenden wir dem Kreis Ahrweiler und seinen Bewohnern, Helfern und Helden in diesen schweren Tagen 6 Lkw-Ladungen mit mehr als 180 Paletten Mineralwasser.“

„Auch unser Standort in Gerolstein ist betroffen, besonders unsere Betriebsgelände in der Brunnenstraße und am Schlossbrunnen, die zunächst nicht zugänglich waren“, sagt Roel Annega, Vorsitzender der Geschäftsführung Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG. Aufgrund der starken Überschwemmungen und den daraus resultierenden Problemen in der Versorgungstechnik musste sogar Produktion vorübergehend unterbrochen werden, so Annega. „Wir arbeiten derzeit daran, alle Vorbereitungen zu treffen, um die Produktion wieder aufzunehmen und schrittweise weiter hochzufahren, um die Kundenbedürfnisse bestmöglich zu bedienen.“ Während das Unternehmen gerade mit Hochdruck daran arbeite, den Betrieb wieder aufzunehmen, denke man auch an die eigenen Mitmenschen in den Hochwasserregionen. „Wir wollen unserer sozialen Verantwortung gerecht werden und helfen, wie auch immer es uns in der aktuellen Situation möglich ist. Erste Lieferungen mit Getränkespenden sind schon erfolgt, die weitere Koordination von Spenden läuft aktuell“, schildert die Gerolsteiner-Chef Annega.

Brauereien glimpflich davongekommen

Glimpflich davongekommen hingegen sind die Brauereien aus dem Sauerland. Pressesprecher Ulrich Biene von der Brauerei C. & A. Veltins meint: „Wir sind mit einem blauen Augen davongekommen. Die Straße unterhalb von Meschede sind zum Teil überschwemmt worden. Wir haben unsere Mitarbeiter zum Teil früher auf den Weg geschickt, damit sie heil nach Hause kommen.“ Ansonsten habe sich alles wieder normalisiert. Man werde auf jeden Fall die Lage bei „unseren Gastropartnern sondieren“. Die Schadensanalyse nehme aber Zeit in Anspruch. Man habe in der Vergangenheit schon bei Unwetterkatastrophen sehr kundenbezogen mit Hilfsaktionen reagiert und werde dies sicherlich auch dieses Mal tun. Pressesprecher Peter Lemm kann für die Krombacher Brauerei ebenso Entwarnung geben: „Wir sind nicht betroffen. Aber wir schauen, wo wir helfen können.“ Man werde Getränke gezielt an Helfer und Betroffene liefern, ohne die Hilfen dabei vor Ort zu behindern.

Verschont wurde auch die Warsteiner Brauerei an ihrem Standort. Christian Gieselmann, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb, zeigt sich solidarisch mit den Betroffenen: „Unser vollstes Mitgefühl gilt den Menschen, die durch die Flutkatastrophe geschädigt wurden. Um jetzt pragmatisch zu helfen, führen wir unter der Belegschaft einen Spendenaufruf durch. Zusätzlich haben unsere Außendienstkollegen am Wochenende solidarisch betroffenen Gastronomiebetrieben beim Aufräumen geholfen. Aktuell sind auch Kollegen mit einem Radlader, Mini-Bagger und Schaufeln nach Rheinland-Pfalz unterwegs, um vor Ort Hilfe zu leisten. Selbstverständlich werden wir auch, nachdem sich die Lage beruhigt hat, mit individuellen Maßnahmen weiter unterstützen.“

Die Bitburger Braugruppe, die eigenen Angaben zufolge keinen Schaden erlitten hat, hat gemeinsam mit der Unternehmerfamilie 100.000 Euro als Soforthilfe für die von der Flutkatastrophe betroffenen Menschen und ihre Familien zur Verfügung gestellt. Weiterhin unterstütze das Familienunternehmen aus der Eifel in Abstimmung mit den Leitstellen die Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten aktiv mit Fachkräften, Geräten und Materialien. Die Bitburger Braugruppe werde nach eigenem Bekunden zudem zahlreiche freiwillige Helfer und Organisationen vor Ort mit Getränken versorgen. „Wir wollen unbürokratisch und pragmatisch dort helfen und unterstützen, wo wir gebraucht werden“, betont Axel Dahm, Sprecher der Geschäftsführung der Bitburger Braugruppe. Unbürokratische Hilfe und Unterstützung soll es auch für betroffene Mitarbeiter der Unternehmensgruppe geben. „Wir alle sind geschockt von den furchtbaren Folgen der Flutkatastrophe in ganz Deutschland“, erklärt Technik-Geschäftsführer und Vertreter der siebten Inhaber-Generation, Jan Niewodniczanski. „Die Bilder und Eindrücke, die wir unmittelbar vor unserer Haustür gesehen und erlebt haben, stehen sinnbildlich für das ganze Ausmaß dieser Naturkatastrophe. Aber wir erleben hier auch eine unglaubliche Welle der Hilfsbereitschaft und Solidarität – von den Menschen vor Ort, Hilfsorganisationen, Unternehmen und Einrichtungen aller Art.“ Deshalb sei es selbstverständlich, dass die Bitburger Braugruppe die Aufräumarbeiten und den Wiederaufbau schnell und bestmöglich unterstütze – finanziell, aber eben auch durch aktive Mitarbeit und pragmatische Lösungen.

Schwarz-Gruppe spendet 10 Millionen Euro

Hilfe gibt es auch seitens des Handels für die Opfer der Umweltkatastrophe wie beispielsweise von der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland, Schwarz Produktion und PreZero). Der Betrag dürfte seinesgleichen suchen: „Wir möchten mit einer Spende in Höhe von 10 Millionen Euro zur sofortigen Unterstützung in den Hochwassergebieten beitragen und unsere Solidarität in diesen schweren Stunden zum Ausdruck bringen. Mit tief empfundenem Mitgefühl und großer Trauer verfolge man die Ereignisse in den Hochwassergebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. "Unser Beileid gilt den Betroffenen und ihren Angehörigen, unsere Gedanken und Wünsche sind bei denen, die nach wie vor in Unsicherheit ausharren und um ihr Leben, um ihr Hab und Gut kämpfen", heißt in einer Unternehmensmitteilung. Die Wertschätzung und Bewunderung gelte all denen, die Tag und Nacht in den Hochwassergebieten im Einsatz sind und sich unter widrigsten Umständen aufopferungsvoll für die in Not geratenen Menschen einsetzen. "Wir von der Schwarz- Gruppe möchten Notleidenden und Opfern aktiv helfen."

Auch die Rewe-Tochter Penny unterstützt die Flutopfer aktiv: So startete der Discounter ein Spendenprojekt zugunsten der Flutopfer in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Kunden können bis einschließlich Samstag (31. Juli) online zugunsten der DRK-Hochwasser-Hilfe mit einem Gutschein spenden. Dieser hat einen nominellen Wert von fünf Euro. Penny erhöhe nach eigenen Angaben diese Spende auf 15 Euro. Technisch unterstützt epay, Martinsried, die Umsetzung der Online-Spendenaktion. "Viele Menschen haben in den Fluten alles verloren. Wir setzen gemeinsam mit unseren Kunden mit der Spendenaktion ein Zeichen der Solidarität, des Zusammenhalts und des Mitgefühls. Wir werden die Summe dann unmittelbar an eines der mittlerweile eingerichtet Spendenkontos weitergeben", so Stefan Magel, Bereichsvorstand Handel Deutschland und COO Penny. „Ich hoffe, dass der Welle der Zerstörung eine noch größere der Solidarität folgt“, so Magel weiter. //pip

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.