Foto: Magdalena Paluchowska/Shutterstock.com
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Südafrika - Pinotage

Schlank und fruchtig oder wuchtig

Mit Pinotage bietet Südafrika eine ureigene Spezialität. Doch die Sorte musste lange um Anerkennung kämpfen, zu sehr wurde sie in der Vergangenheit verwässert. Wir zeigen ein paar spannende Exemplare.

Text: Michael Hornickel

Wie alle Übersee-Anbaugebiete setzt auch Südafrika auf internationale Renommiersorten. Bei den Roten sind dies vor allem Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah/Shiraz. Nur der hoch angesehene Pinot Noir wollte im mediterranen bis heißen Klima Südafrikas nicht so richtig gedeihen. Dies soll auch der Grund für die Kreuzungsversuche des südafrikanischen Weinpioniers Abraham Perold gewesen sein, der sich in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts damit beschäftigte. Als Kreuzungspartner wählte er Cinsau(l)t (hier sind zwei Schreibweisen bekannt), in Südafrika auch heute noch bisweilen „Hermitage“ genannt (daher der Name „Pino-tage“).

Die Entstehungsgeschichte

Warum gerade diese relativ unbedeutende südfranzösische Sorte als Kreuzungspartner auserkoren wurde, leuchtet zunächst nicht so richtig ein. Sie ist weder für ihr Farbpotenzial noch für ihre Säure- oder Tanninstruktur bekannt, was gewisse Defizite des Pinot Noir hätte kompensieren können (welches dann aber in der Kreuzung schlussendlich doch tatsächlich gelungen ist). Nun begann Pinotage keine steile Karriere. Die Rebsorte wurde zunächst mal nur zur Kenntnis genommen und hie und da kultiviert, bis sie irgendwann zur viertwichtigsten roten Rebsorte Südafrikas wurde.

In den Anfängen war vermutlich vor allem sein Ertragsreichtum interessant, was ja auch über Jahrzehnte ausgenutzt wurde. Die großen Beeren des Cinsault liefern viel Saft, der fruchtbetonte, relativ weiche Weine ergibt. Für gute Qualitäten muss die Rebe im wahrsten Sinne des Wortes kurz gehalten werden. Erst ab den neunziger Jahren entwickelten einige Erzeuger den Pinotage in diese hochwertigere Richtung und so wurde dieser schließlich zu einem Aushängeschild Südafrikas.

So schmeckt Pinotage

Doch wie präsentiert sich nun ein Pinotage im Glas? Pinotage gibt sich zunächst fruchtbetont: Cinsault bringt als Aromakomponente interessanterweise Himbeere mit ins Spiel, der Pinot Noir bekanntlich Kirsche oder Sauerkirsche beziehungsweise Schattenmorelle. Diese Fruchtaromen sind auch im Pinotage immer wieder zu entdecken, vor allem klassisch die Himbeere, sofern nicht Röstaromen vom Barrique-Ausbau dominieren, was bei den ehrgeizigsten Weinen aus Pinotage in der Regel der Fall ist. Bei jungen Weinen wurde in unserer Verkostung von knapp 50 Proben oft bei den Aromen „Veilchen“ notiert. Eines ist aber ganz besonders zu betonen: Pinotage sind in der Regel voluminös. Das ist nichts Neues. Bei drei Viertel der Proben in unserer Verkostung stand 14 Volumenprozent Alkohol und mehr auf dem Etikett. Dabei sind sie fast alle röstigwürzig konfektioniert. Ein Trend geht sogar ganz gezielt hin zu Kaffee- und Schoko-Aromen als Stilrichtung, was dann schon auf dem Etikett deutlich gemacht wird, etwa mit Namen wie „Barista“ oder „Chocolate-Pinotage“ oder mit der Abbildung von Kaffeebohnen. Diese Schoko-Kaffee-Richtung brachte Pinotage schon in den neunziger Jahren den Wein-Einsteigern näher (sie konnten ein Aroma deutlich erkennen und sich mit ihm identifizieren), was andererseits dem Renommee der Sorte aber sicherlich auch nicht weiterhalf. Bei unserer Verkostung, zu der über 50 Pinotage angemeldet wurden, zeigten sich ein paar der einfachen Weine unter acht Euro oft mit kochiger bis marmeladiger Frucht sowie deutlicher Süße, also oberhalb der international klassischen Trockengrenze von vier Gramm Restzucker, was ja heute bei vielen Importweinen zu beobachten ist. Bei einigen Premium-Gewächsen, die alle opulent und voluminös sind, kam die Tannin-Reife manchmal nicht ganz mit. Die Gerbstoffe präsentieren sich hier bisweilen trocken oder trocknend. Schlussendlich favorisierten wir dabei einstimmig die strukturiertesten, dabei aber nicht zu opulenten Weine.

 

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