Ausgabe 24/2017

Schmuddel- oder Wunderkinder?

ddw24/2017

PIWIS haben kein besonders gutes Image und auch keine starke Lobby. Es wundert also nicht, dass sie von vielen Winzern, Händlern und Sommeliers kaum beachtet oder sogar geschmäht werden. Solaris, Muscaris und Co. fristen ein eher tristes Dasein im Schatten der gefragten Sorten. Sie sind auf kaum einer Weinkarte zu finden und wenn Sie Preise gewinnen, dann höchstens in Wettbewerben, die ihnen eine eigene Kategorie zubilligen. In die Kehlen der Riesling- oder Burgunderfreunde schaffen sie es, wenn überhaupt, meist nur als namenloser Verschnittanteil. Man könnte sagen: PIWIS sind das Aschenputtel unter den Rebsorten.
Aber: Sie trotzen dieser Situation standhaft. Es macht ihnen nichts aus, dass man sie stiefmütterlich behandelt und sich weniger um sie kümmert als um ihre bekannten Geschwister. Ganz im Gegenteil. Sie brauchen einfach weniger Hingabe — sei es beim Pflanzenschutz oder in der Erziehung. Sie fühlen sich sogar in Minimalschnittanlagen wohl. Ökologisch wie ökonomisch sind sie also im Vorteil und somit nachhaltig. Doch was nutzen all diese Vorteile, wenn der Kunde keine PIWI-Sorten kennt und sie auch nicht probieren möchte? Wenn wir das Thema Nachhaltigkeit im Weinbau voranbringen wollen, werden wir uns dieser Frage stellen und Konzepte entwickeln müssen, um PIWIS salonfähig zu machen. Meiner Meinung nach führt dieser Weg über ein klares Geschmacksprofil und einen markenähnlichen Auftritt. Über diese und weitere Fragen der Vermarktung wurde jüngst auch bei einem Treffen in Freiburg diskutiert (siehe Seite 6). Ich könnte mir schon vorstellen, dass mit dem richtigen Konzept aus den heutigen Schmudddelkindern eines klimaveränderten Tages kleine Wunderkinder werden können.